Über 60 Teilnehmende besichtigten am 07.08.2019 in Coesfeld produktionsintegrierte Maßnahmen des Projekts „Energiepflanzenanbau und Biodiversität im Münsterland“. Dabei wurde gezeigt, wie Naturschutz und gleichzeitig Biogaserzeugung auf derselben Fläche gelingen kann.

Bioenergie und Vielfalt auf dem Acker? – JA!

Coesfeld, 07. August 2019. Eine Feldrundfahrt verdeutlichte mehr als 60 Teilnehmenden aus den Bereichen Landwirtschaft und Naturschutz, wie gleichzeitig Biogaserzeugung und Naturschutz auf derselben Fläche gelingen kann.

Dazu eingeladen hatte die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Naturschutz, Politik, Verwaltung und Wissenschaft zum Feldnachmittag nach Coesfeld in die Bauernschaft Stevede. So machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst ein Bild von den ökologischen Maßnahmen, die im Rahmen des Projekts „Energiepflanzenanbau und Biodiversität im Münsterland“ gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten in Coesfeld-Stevede, Rosendahl und Reken in der Praxis erprobt werden.

Ziel des Modellprojektes ist es, ökologisch wertvolle Maßnahmen in den Anbau von Energiepflanzen zu integrieren, die gleichzeitig die biologische Vielfalt erhalten und fördern. Begleitet wird das Projekt von einem faunistischen und floristischen Monitoring, um die ökologische Wirkung der Maßnahmen zu bewerten.

Johannes Röring begrüßte als Vorsitzender der Stiftung die Gäste und bedankte sich bei den am Projekt teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten. „Nur durch Ihr Engagement ist die Durchführung und Weiterentwicklung dieses außergewöhnlichen Projekts möglich. Allein in diesem Jahr wurden etwa 70 Hektar zu Gunsten der Artenvielfalt angelegt.“

Besichtigt wurde eine Fläche mit Mais, auf der gleichzeitig Stangenbohnen angebaut werden. „Hier wird unter anderem untersucht, welchen Einfluss die Bohnenblüten auf die Vielfalt blütenbestäubender Insekten haben. Neben der Ökologie wird im Projekt auch die Ökonomie betrachtet, weshalb der Gasertrag des Gemenges im Labor analysiert wird, um Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen ziehen zu können“, berichtete Projektleiterin Christiane Baum von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft. Michael Uckelmann, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Coesfeld, unterstrich die Bedeutung ökonomisch rentabler Maßnahmen. Nur so könne die Integration solcher Maßnahmen in den landwirtschaftlichen Betrieb langfristig gelingen. An den nächsten Stationen zeigte die Stiftung verschiedene Blühflächen, die nicht nur für den Menschen eine Augenweide sind, sondern wichtige ökologische Funktionen wahrnehmen. Gerade mehrjährige und artenreiche Blühflächen bieten nach den bisherigen Projektergebnissen verschiedenen Wildbienen, Schmetterlingen und Schwebfliegen Nahrungs- und Überwinterungsmöglichkeiten. Auch für Singvögel und verschiedene Niederwildarten, wie zum Beispiel für das Rebhuhn, sind solche Flächen ein willkommener Lebensraum. Anschließend wurde eine Getreidefläche für die Biogaserzeugung begutachtet, auf der zusätzlich attraktive Blühpflanzen ausgebracht wurden, wodurch sie auch für Bestäuber zur Nahrungsaufnahme zur Verfügung steht. Flächenbewirtschafter Bernhard Heermann hat inmitten seiner großen Fläche zusätzlich einen breiten Blühstreifen angebaut, den er über Winter stehen lässt, um den Tieren Nahrung und Deckung zu bieten. An der letzten Station zeigte die Projektleiterin gemeinsam mit Landwirt Henrik Schulze Hillert eine inmitten eines großen Ackerschlages angelegte streifenförmige Kombination aus extensivem Getreide, Blühstreifen, einem weiteren extensiven Getreidestreifen und Stangenbohnen-Mais. „Durch die Kombination von Teilmaßnahmen wird eine effektive Strukturvielfalt geschaffen und die Vernetzung von „lichten“ und „dichten“ Strukturen bietet einen Ganzjahreslebensraum für Insekten, Vögel und Co“, berichtete Christiane Baum. Henrik Schulze Hillert ist begeistert von seinen Kombi-Streifen und ergänzte, dass er deutlich mehr Leben in seinen aufwendig angelegten Kombi-Maßnahmen beobachtet.

Das Projekt wird über insgesamt sechs Jahre im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums sowie durch die Landwirtschaftliche Rentenbank gefördert. Es ist Teil des Verbundvorhabens „Lebendige Agrarlandschaften – Landwirte gestalten Vielfalt!“ und wurde als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet.