Biologische Vielfalt erfordert flexible Rahmenbedingungen

EU-Forschungsvorhaben Contracts2.0 veröffentlicht Handbuch für politische Entscheidungsträger –jetzt auch auf Deutsch

Das EU-Forschungsvorhaben Contracts2.0, gefördert unter dem Programm Horizon 2020, endete nach vier Jahren im April 2023 und veröffentlichte insbesondere mit dem Handbuch namens „Co-Creating Contracts“ zahlreiche Empfehlungen an Entscheidungsträger von EU, Bund und Ländern für die Gestaltung von ökologisch wirksamen, wirtschaftlich tragfähigen und praktikablen Agrarumweltprogrammen. Diese und weitere Ergebnisse sind nun auch auf Deutsch abrufbar.

Das Projekt Contracts2.0 zeigt, dass die vielen ökonomischen und ökologischen Vorteile, die innovative Vertragslösungen mit sich bringen können, den anfänglichen Mehraufwand wert sind. Landwirte sind bereit, innovative Ansätze umzusetzen, wenn die vertraglichen Vereinbarungen motivierend statt hemmend sowie verlässlich statt vage sind. Hier wirken praktikable Grundsätze seitens der Administration oft erfolgreicher als das Festhalten an starren Richtlinien.

Zur Veröffentlichung des Handbuchs „Co-Creating Contracts“ bekräftigt die Leiterin der Forschungsgruppe zur „Steuerung von Ökosystemdienstleistungen“ im Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und Koordinatorin des Projekts Contracts2.0, Prof. Dr. Bettina Matzdorf: „Wir sollten im Schulterschluss von Wissenschaft und Praxis mehr Mut zeigen, innovative Ansätze, wie z.B. kooperative und ergebnisorientierte Agrarumweltmaßnahmen, in der Praxis umzusetzen und dafür auch Experimentierräume wie Living Labs nutzen. Wenn wir die Ideen der Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission ernst nehmen, brauchen wir darüber hinaus ganzheitliche Ansätze, die eine sich ergänzende Honorierung der ökologischen Leistungen der Landwirte durch Förderpolitiken und Konsumenten umsetzen.“

Im Projekt Contracts2.0 spielten Vorgehensweisen wie Co-Design und Bottom-Up Prinzipien sowie auch die Einbindung aller betreffenden Stakeholder eine große Rolle. Dazu betont der leitende Wissenschaftler im Forschungsteam „Natur und Gesellschaft“ des Flämischen Instituts für Natur- und Waldforschung (INBO) und Koordinator des Projekts Contracts2.0, Dr. Francis Turkelboom: „Die Einbeziehung der verschiedenen Wissensträger und die Förderung der gemeinsamen Gestaltung („Co-Creating Contracts“) sind zwei der Schlüssel zur Lösung der Herausforderungen und Schwierigkeiten bei den derzeitigen Agrarumweltprogrammen im Rahmen der Europäischen Agrarpolitik. Das war einer der Schwerpunkte im Projekt Contracts2.0. In der Praxis bedeutet das, die Bürokratie zu vereinfachen und staatliche Kontrollen abzubauen, Landwirte aktiv in die Gestaltung und Begleitung von Verträgen einzubeziehen sowie die Einbindung von Experten wie aus den landwirtschaftlichen Beratungsdiensten zu stärken, um das Potenzial innovativer Agrarumweltprogramme zu nutzen.“

Das veröffentlichte Handbuch mit dem Titel „Co-Creating Contracts – Gestaltung innovativer Agrarumweltprogramme – Ein Leitfaden für politische Entscheidungsträger“ kann über den folgenden Weblink aufgerufen werden:

https://publish.flyeralarm.digital/co-creating-contracts-dt/#1

Unter dem Titel „Voices from the Field (Practice Briefs)“ wurden darüber hinaus 10 Kernaussagen über die europäischen Erfahrungen mit alternativen Vertragsmodellen und deren Rahmenbedingungen aus der Sicht von Praktikern zusammengefasst. Diese „Praxisstimmen“ liegen ebenfalls auf Deutsch vor. Sie finden sie aufgelistet unten auf der Seite, wo sie wahlweise auf Deutsch oder Englisch abgerufen werden können:

https://www.project-contracts20.eu/practice-policy-briefs/

Begleitende Videos von Praktikerinnen und Praktikern aus ganz Europa sind dort ebenfalls aufgeführt – in der jeweiligen Landessprache mit englischem Untertitel.

Weiterhin können auch 30 „Practice Abstracts“ auf Deutsch abgerufen werden, in denen auf jeweils zwei Seiten unterschiedliche Projektinhalte zusammengefasst werden:

https://www.project-contracts20.eu/practice-abstracts/

Auf der Projektseite finden Sie darüber hinaus viele weitere Projektergebnisse auf Englisch. Viele Webbrowser bieten eine integrierte Übersetzungsfunktion an. Bei Chrome und Edge funktioniert dies beispielsweise durch Rechtsklick in den Text bzw. über eine Schaltfläche rechts oben neben der Adresszeile. Die Übersetzungen sind nicht perfekt, aber seit Beginn des Projektes hat sich doch einiges getan. Probieren Sie es aus!

https://www.project-contracts20.eu/results/

Hintergrund

Das in den vergangenen vier Jahren (2019-2023) durch die EU unter Horizon 2020 geförderte Projekt Contracts2.0 erarbeitete mit einer großen Bandbreite an wissenschaftlicher Forschung und partizipativen Prozessen zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Administration innovative Gestaltungs- und Vertragsansätze für wirksame und tragfähige Agrarumweltprogramme. Insgesamt wirkten 28 europäische Forschungs- und Praxispartner unter der Leitung des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg mit. Das flämische Institut für Natur- und Waldforschung (INBO) in Brüssel übernahm die Leitung für den partizipativen Co-Design-Prozesses und die Organisation der Living Labs als Kern des Projekts. Die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft leitete als Praxispartner gemeinsam mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und mit Unterstützung des Deutschen Bauernverbandes das Contract Innovation Lab NRW und brachte hierfür Akteure aus Praxis, Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und anderen interessierten Bereichen zusammen, um gemeinsam innovative Vertragslösungen zu diskutieren.